Neuer Nahverkehrsplan

Mit On-Demand, Nachtbussen, Expresslinien und besseren Takten auf dem Weg zur Großstadt

08.06.2019

„Wenn Hanau 2020 die Marke von 100.000 Einwohnenden überschreitet, dann sollte auch das ÖPNV-Niveau dem einer Großstadt entsprechen. Daher wollen wir das Angebot für die Fahrgäste ausweiten und verbessern“, sagt Stadtrat Thomas Morlock mit Blick auf den bis 2023 geltenden neuen Nahverkehrsplan (NVP), über den die Stadtverordneten demnächst entscheiden sollen. Thomas Schulte, Geschäftsführer der den NVP erstellenden städtischen Hanau Lokalen Nahverkehrsorganisation (HLNO), kündigt für die nahe Zukunft eine Premiere an: den schrittweisen Einstieg in ein On-Demand-System ohne Fahrplan und mit Fahrtwünschen durch App-Anforderung. Darüber hinaus weist er auf Nachtbusse an den Wochenenden hin, die ab Fahrplanwechsel 2019/20 eingeführt werden sollen. Schrittweise folgen sollen weitere Schnellbusverbindungen, dichtere Takte in Gebieten mit hoher Nachfrage und ein konsequentes Anbinden neuer Siedlungsbereiche.
Durch die zusätzlichen Busangebote rechnet die Hanauer Straßenbahn (HSB), die den Stadtbusverkehr bedient, mit jährlich rund 260.000 KiIometern mehr zu erbringender Leistung. Das erfordert etwa vier bis fünf neue Busse. Das Angebot für die Fahrgäste würde um rund neun Prozent ausgeweitet, was rund 1,1 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr entspricht. Zusätzlich sind rund 350.00 Euro für On-Demand-Verkehr veranschlagt.
Dem stehen Fahrgeld-Mehrerlöse gegenüber, welche die Planer mit rund 700.000 Euro veranschlagen. Diese Steigerung erklärt HLNO- und HSB-Geschäftsführer Schulte so: „Dank des zu erwartenden Einwohnerwachstums rechnen wir bei gleichbleibendem Mobilitätsverhalten konservativ werktags mit rund 2000 Fahrgästen mehr. Ändert sich das Mobilitätsverhalten zu Gunsten des ÖPNV, was angesichts der Klimadebatten nicht unwahrscheinlich ist, sind höhere Zuwächse zu erwarten“. 2018 verzeichnete die HSB 14,3 Million Millionen Fahrgäste.
„Der Zuschussbedarf für die HSB steigt nach dieser Planung um 400.000 Euro auf 4,3 Millionen Euro jährlich“, rechnet Stadtrat Morlock als Aufsichtsratssitzender vor. „Das ist uns ein moderner Großstadtverkehr wert“, fügt er hinzu. 
Die Entwicklungsschwerpunkte sehen die NVP-Planer in Wolfgang, Großauheim und Mittelbuchen mit ihren wachsenden Siedlungsbereichen. In anderen Gebieten mit konstant guter Nachfrage – beispielsweise Kesselstadt und Lamboy-Tümpelgarten – soll die Taktung moderat weiter verbessert, dafür in anderen mit schwacher Nachfrage die Busbedienung zurückgefahren werden. 
Im Einzelnen bedeutet das: In Wolfgang und Großauheim ist werktags in den abends ausgedehnten Hauptverkehrszeiten (6.30 bis 8.30 Uhr und 13 bis 19 Uhr) ein 15-Minuten-Takt geplant statt bisher 30 Minuten. In Mittelbuchen verbessert sich demnach der HSB-Bustakt von 60 auf 30 Minuten. Der 10-Minuten-Takt bleibt in Lamboy, Kesselstadt, Innenstadt und ab Hauptbahnhof sowie der 15-Minuten-Takt in Steinheim und Klein-Auheim.
Die Linie 3 bedient nicht mehr das Hafengebiet, sie wird in Verbindung mit der Linie 7 zur neuen Durchmesserlinie 7. In Kesselstadt werden die Linien 1 und 5 verknüpft, wobei die Linie 1 über den Beethovenplatz verkehrt und Hohe Tanne nicht mehr anbindet. Hohe Tanne wird nach der neuen Planung über die Linie 9 nach und von Mittelbuchen bedient. In Mittelbuchen erschließt die Linie 9 die Neubaugebiete West und Nordwest. Die Linie 6 endet in der Waldsiedlung und fährt Klein-Auheim perspektivisch nur noch im Schülerverkehr an, wo weiter die Linie 4 unterwegs ist. Die Linie 7 wird von der Waldsiedlung bis zum Rochusplatz verlängert. Pioneer Park und Fraunhofer Science Park sollen mit den neuen Linie 6A angedient werden, sobald die Wohngebietsentwicklung dort weit genug fortgeschritten ist. 
Beim neuen On-Demand-System sind die HLNO und die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach im Gespräch und sehen in naher Zukunft eine Zusammenarbeit in Klein-Auheim vor. „Mit diesem Angebot werden die Bürgerinnen und Bürger in den Genuss einer äußerst flexiblen Bedienungsform gelangen, die in Ergänzung zum Linienverkehr eine flächendeckende Erschließung ermöglicht“, sagt Geschäftsführer Schulte abschließend.

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